„Katastrophenschutz-Leuchttürme“ endlich ausbauen
Berlin ist nicht auf das vorbereitet, was im Buch „Blackout“ vor 20 Jahren präzise beschrieben wurde. Als Reaktion auf die Erkenntnisse wurde vor über zehn Jahren das Vorhaben „Kat-Leuchttürme“ in Steglitz-Zehlendorf initiiert: In jedem Bezirk sollen mindestens zwei Orte geschaffen werden, die auch bei Blackout leuchten, an die man sich wenden kann, von wo aus Maßnahmen ergriffen werden können.
Ausgehend von den Arbeiten im Forschungsvorhaben „TankNotStrom“ entstand die Idee, notstromversorgte „leuchtende Inseln“ zu „Katastrophenschutz-Leuchttürmen“ auszubauen, um die Bevölkerung in kritischen Situationen wie einem längeren Stromausfall mit Informationen und Hilfsangeboten versorgen zu können.
So steht es seit 2015 auf der Webseite der Feuerwehr, umgesetzt wurde aber fast nichts. Das Rathaus Zehlendorf war einige Jahre Pilotprojekt, es hat einen sehr großen Notstromdiesel, das Foyer wurde entsprechend elektrisch umgerüstet, über Jahre stand dort eine mobile Einsatzzentrale.
Als es in Köpenick zu einem Blackout durch die zeitgleiche Zerstörung von zwei redundanten Stromtrassen kam, wurde verkündet, dass jetzt schnell daran gegangen werden soll, dieses System umzusetzen. Dafür wurde beim Senator für Inneres eine Stelle geschaffen, gesehen habe ich noch nichts.
Bei Bauvorhaben der öffentlichen Hand sollte eigentlich darauf geachtet werden, dass sie gegebenenfalls für einen Kat-Leuchtturm geeignet sind. Das ist deutlich billiger, als ein Gebäude hinterher umzurüsten. Auch davon ist nichts bekannt, es gibt keine Empfehlungen, auch nicht bei der Komplettsanierung des Gebäudes der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Fehrbelliner Platz, die gerade läuft.
Wenn dieser Vorfall für irgendetwas nützlich war, dann nicht dafür, über Überwachungsdrohnen zu schwadronieren, sondern resiliente Versorgungssysteme zu schaffen und sich auf den Katastrophenfall vorzubereiten. Die Blaupause dafür liegt seit zehn Jahren bei der Innenverwaltung. Aber, vielleicht gibt es sie ja schon, und ich bin nur schlecht informiert.
Peter Schrage-Aden, als Leserbrief im Tagesspiegel am 15.3.2024 erschienen
Den Vortrag zum Thema Kat-Leuchtürme findet man hier: