Ökologisches Baugruppenprojekt in Kreuzberg

Datum: 07.05.2019
Zeit: 17:30 - 20:00
Ort: Hausprojekt Waldemar

Experten UE: 3-3-3
Moderation: Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dubrow, econpass
Referentin*en: Dipl.-Soz.päd. (FH) Peter K. Bohl, Geschf. Inhaber der sustainable living GmbH & Co. KG


Veranstalter: Aktionskreis Energie e.V., KEBAB gGmbH, Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf
Förderung: Umwelt- und Naturschutzamt Steglitz-Zehlendorf

Besichtigung

Ökologisches Baugruppenprojekt in Kreuzberg

Die Eigentümer des Hauses in der Waldemarstraße, Baujahr 1956, sanierten 2015/2016 das bestehende Objekt auf KfW 70 Standard. Das Vorderhaus wurde gedämmt, erhielt neue Fenster, eine geregelte Lüftung sowie einen Dachausbau. Im Hinterhaus wird an eine Brandwand ein Neubau in Form eines Gartenhaus-Seitenflügel-Gebäudes mit 6 Wohneinheiten, mit 3 bis 5 Zimmern zwischen 100 und 168 m² Wohnfläche, von einer Baugruppe realisiert. Eine der Wohnungen soll modular aufgebaut werden, um sich den verändernden Anforderungen des Altwerdens anpassen zu können.

Die Baugenehmigung in dieser Hofsituation war nur möglich, weil stadtplanerische Anforderungen, wie Ausgleich der vorgesehenen Versiegelung durch Entsiegelung der Hoffläche, Sicherstellung der Durchlüftung des Blockinnenbereiches, keine Verschattung der Bestandsgebäude oder ausreichende Kapazitäten für Fahrradstellplätze und Kinderspiel- und Aufenthaltsbereiche geschaffen bzw. kompensatorisch nachgewiesen werden konnten.

Der Neubau erfolgt konsequent nach ökologischen Gesichtspunkten:
  • Gebäudedämmung und Haustechnik wird durch den Standard eines KfW-40+-Energieeffizienzhauses sicher gestellt.
  • Es sollen weitestmöglich natürliche und wohngesunde Materialien zum Einsatz kommen,
  • Gebäudedämmung aus ökologisch und gesundheitlich unbedenklicher Mineralwolle,
  • Holzfenster aus einheimischem Holz und hochwertige Dreifachverglasung,
  • Gründach zur Verbesserung des Mikroklimas.
  • In Verbindung mit der Dämmung und luftdichter Bauweise ist eine geregelte Be- und Entlüftung sämtlicher Wohneinheiten – einschließlich WRG – vorgesehen.
  • Die Energieversorgung setzt auf Kraft-Wärme-Kopplung als zentrales Element: Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) produziert immer dann Strom zur Selbstversorgung und zur Netzeinspeisung, wenn Wärmebedarf besteht – ergänzt durch zunächst 20 kWh Stromspeicher und Einführung eines Mieterstrommodells.
  • Die mit dem Betrieb des BHKW entstehende Abwärme wird für die Warmwasserbereitung sowie für die Heizung genutzt.
  • Auf den Bau einer Tiefgarage wird verzichtet, statt dessen wird das Angebot eines Elektro-Carsharings vorbereitet, ergänzt durch eine ausreichende Anzahl von Fahrradstellplätzen:
  • Aktuell wird geprüft, unter welchen Voraussetzungen im öffentlichen Straßenland (für zwei Parkplätze vor dem Vorderhaus) eine Ladestation errichtet werden kann, um Elektrofahrzeuge stationär für die Bewohner des Hausprojekts sowie deren Nachbarschaft  zur Verfügung zu stellen.

Das Besondere ist, dass nur 5,6% der umlagefähigen Kosten der Vorderhaus-Modernisierung umgelegt werden, um die Bewirtschaftung der dortigen Mietwohnungen kostendeckend zu gestalten. Auf Profit wurde verzichtet, so dass wegen der modernisierungsbedingten Mietsteigerungen selbst Jobcenter-abhängige Haushalte ihre Mietverträge nicht in Frage stellen mussten. Damit bietet das Projekt ein gutes Beispiel für eine annähernd warmmietenneutrale Sanierung und eine gelungene sozialverträgliche Nachverdichtung.

Durch die Realisierung des Neubaus als Baugemeinschaft Hausprojekt Waldemar GbR können weitere geldwerte Vorteile erschlossen werden:
  • Bauträgergewinne entfallen. Im Gegenzug trägt die Baugemeinschaft das Bauherrenrisiko selbst.
  • Mit diesem Kalkulationsvorteil haben Sie einerseits die Aussicht auf tatsächlich günstigere Gesamtkosten gegenüber dem Kauf einer vom Schnitt und der Lage vergleichbaren Eigentumswohnung,
  • andererseits wird eine vom Schnitt und der Lage vergleichbare Wohnung hinsichtlich der Materialqualitäten und dem energetischen Standard kaum als Eigentumswohnung von Bauträgern angeboten und besitzt zugleich bei höherwertiger Ausstattung einen marktgerechten (Wiederverkaufs-) Wert.

Angesichts der Berliner Miet- und Wohnungsmarktentwicklung trägt jede neu errichtete Wohnung zur Entspannung des Mietwohnungsmarktes bei. Alle künftigen Bewohner des Neubaus sind Eigennutzer und ziehen als bisherige Berliner Innenstadtbewohner andere Innenstadtwohnungen frei.

 


Anmeldung

Buchungen sind für diese Veranstaltung geschlossen.