Nachhaltiges Bauen und gemeinschaftliches Wohnen – von der Utopie zur Realität

Datum: 19.02.2019
Zeit: 17:30 - 20:30
Ort: KEBAB Vortragsraum

Experten UE: 2-2-2
Moderation: Dipl.-Ing. Georg Schmid, Aktionskreis Energie e.V.
Referentin*en: Dipl.-Psych. Eva Stützel, Siedlungsgenossenschaft Ökodorf eG.;
Otto Rogge, Arcana Baugesellschaft


Veranstalter: Aktionskreis Energie e.V., KEBAB gGmbH, Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf
Förderung: Umwelt- und Naturschutzamt Steglitz-Zehlendorf

Bildungsvortrag

Nachhaltiges Bauen und gemeinschaftliches Wohnen – von der Utopie zur Realität

Erfahrungen aus dem 20 jährigen Aufbau des Ökodorfs Sieben Linden – übertragbar auf Berlin?

Das Ökodorf Sieben Linden ist eines von Deutschlands bekanntesten Projekten, in denen Nachhaltigkeit gelebt wird. In einer genossenschaftlich organisierten neuen Siedlung im ländlichen Raum leben 145 Menschen gemeinschaftlich in Strohballenhäusern, mit Komposttoiletten, heizen mit Holz aus dem eigenen Wald und der Sonne. Sie ernähren sich mit Gemüse aus dem dorfeigenen Gärtnereibetrieb und produzieren den Großteil ihres Stroms selbst. Der ökologische Fußabdruck der Einwohner*innen des Dorfes beträgt nur 27% des Bundesdurchschnitts.

Eva Stützel ist Mitbegründerin des Projektes und Aufsichtsrätin in der tragenden Organisation, der Siedlungsgenossenschaft Ökodorf eG. Sie wird uns über die praktischen Erfahrungen mit den vielen nachhaltigen bautechnischen Lösungen Sieben Lindens berichten:

Erfahrungen mit Strohballenbau
  • Wie wird ein Strohballen zum bauaufsichtlich zugelassenen Baustoff?
  • Dämmeigenschaften von Stroh, Brandverhalten, Schimmelproblematik
Herausforderungen aus der Praxis
  • Beispielhafter Vergleich der verschiedenen Haus-Energiekonzepte
  • Komposttoiletten als Standardlösung – auch eine Lösung für städtische Kontexte?
Erfahrungen mit der gemeinschaftlichen Rechtsform Genossenschaft und den Herausforderungen, die sich aus gemeinschaftlicher Selbstorganisation eines derartigen Dorfes ergeben:
  • Grundprinzipien einer Genossenschaft,
  • Genossenschaften als solidarische Finanzierung – und was ist mit denen, die die Genossenschaftsanteile nicht finanzieren können?
  • Effektive gemeinschaftliche Selbstorganisation – Soziokratie

Viele der Einzellösungen Sieben Lindens sind auch auf Berliner Verhältnisse übertragbar. Die Erfahrungen, die im Aufbau dieses anspruchsvollen Projektes gesammelt wurden, sind für alle gemeinschaftlichen Initiativen, die nachhaltige Projekte realisieren wollen, wertvoll. Eva Stützel hat sie in einem „Gemeinschaftskompass“ zusammengefasst, den sie auf dieser Veranstaltung ebenfalls vorstellen wird.

Aktuelles Projekt: Bau eines Gästehauses in Sieben Linden und seine Finanzierung.
Weitere Informationen zu Sieben Linden.

Exemplarischer Aufbau einiger Häuser:
  • Gründung: Beton Streifenfundamente, 20 cm Grobschotterschüttung;
  • Fußboden: Hanf- Dämmung, Hobeldiele und Fliesen
  • Wandaufbau: Holzständer im Abstand von 1,5- 3,5 m, horizontale Brettriegel im Abstand von 1 m, dazwischen Strohballen (kleine HD-Ballen 35 x 46 x 50-100 cm), Innen Lehmputz 3 cm, Außen Lehmputz 3 cm, Lehmputze sehr stark faserhaltig
  • Dachaufbau: Pfettendach mit Strohballen gedämmt, Sparren als Hohlkastenträger (Innen Flachsdämmung) in Strohballenhöhe (d=46+4 cm) ausgebildet. Tondachziegel
  • Innenausbau: Innenwände aus 10 cm starken Strohlehm- Fertigelementen. Anschließend Lehmputz d=1,5 cm Feuchteschutz: Dampfdiffussionsgefälle nach aussen, Luftdichtigkeit durch Rissevermeidung und Abklebung der Anschlüsse, Vermeidung von Durchdringungen
  • Wetterschutz: spezieller Kalkputz auf Lehmputz Außen, teilweise Holzverschalung, Deckenaufbau und Aussenwände F-30.
Weitere Informationen zum Strohballenbau und einigen Häusern aus Sieben Linden:

Vortragsunterlagen von Eva Stützel


Anmeldung

Die Veranstaltung ist ausgebucht.