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Berlin verfügt über die größte Museumsdichte der Welt. „Museen haben“ so schreiben Museumsdirektoren an die Staatsministerin für Kultur in einem offenen Brief, „aufgrund ihrer stetig wachsenden Sammlungen, die permanent klimatisiert werden müssen, sowie durch ihr laufendes Programm spezifische Anforderungen an Bau und Betrieb. Die meisten Ausstellungshäuser unterstehen jedoch einer staatlichen Verwaltung und hängen somit auch von ihrer klimapolitischen Ausrichtung ab. Die Einbindung in verzweigte Verwaltungsstrukturen und weit gefasste umweltpolitische Masterpläne erschwert maßgeschneiderte Lösungen und verlangsamt Entscheidungsprozesse. Museen können deshalb in umweltpolitischen Fragen nicht so selbstbestimmt auftreten, dass sie eigene ambitionierte Akzente setzen könnten.
Eine zentrale Taskforce, die sich einzig den klimapolitischen Herausforderungen in Museen und anderen öffentlichen Ausstellungshäusern widmet, sollte die Museen beraten, gemeinsam mit ihnen konkrete Ziele formulieren und zügig einen Maßnahmenkatalog für einen nachhaltigeren öffentlichen Kunstbetrieb erarbeiten. Solch ein Benchmarking zu Klimatisierung, Licht, Leihverkehr, Mobilität, Heizung, Abfallmanagement, Neubauten, Material- und Produktwahl etc. könnte als Grundlage für einen Zertifizierungsprozess dienen, an dessen Ende ein staatliches Gütesiegel für Museen steht, um ihren Klimaschutzbeitrag herauszustellen. Dies alles wäre ein wichtiger Beitrag zu einem „Green New Deal“, den das gesamte Land derzeit dringend braucht.“
Rechtzeitig zum von ICOM organisierten Internationalen Museumstag haben wir dieses Thema auf unsere Agenda gesetzt.
Im Naturkundemuseum Berlin wurden schon viele beispielgebende Maßnahmen durchgeführt, wie der Einsatz von Lehmputz zur Abflachung der Feuchte – Amplitude die 30 -40 t CO2 pro Jahr bei der Klimatisierung sparen, schrieb die Architektin Selina Schultze dazu. Geothermieanlage, Dachbegrünung und Solaranlage runden hier das Paket ab, das zu einem „grünen“ Museum führen soll.
Das Ministerium hat uns diesen aktuellen Sachstand mitgeteilt:
- Die Staatsministerin für Kultur hat auf das Schreiben der MuseumsdirektorInnen reagiert und im Mai 2021 zum Runden Tisch „Museen und Klimaschutz“ eingeladen, bei dem die Teilnehmer/-innen eine „Initiative für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Museen“ verabschiedet haben. Der Deutsche Museumsbund (DMB) hat sich bereit erklärt, eine Arbeitsgruppe mit Museumsverantwortlichen und Kurator-/innen unter Beteiligung der BKM, der Kulturministerien der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zum Thema „Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Museen“ zu gründen.
- Das Konzept und die Finanzierung der AG wurde durch die BKM im November 2021 bewilligt. Die AG entwickelt seit Januar 2022 in enger Kooperation mit der BKM museumsspezifische Nachhaltigkeitsziele und messbare ökologische Mindeststandards im Rahmen eines Nachhaltigkeitskodex für Museen. Ferner wird ein Zertifizierungsmodell für öffentliche und private Museen erarbeitet. Das Vorgehen ist als Pilotprozess angelegt, um Elemente auch auf andere Bereiche in Kultur und Medien übertragen zu können. Die neue Staatsministerin hat im April 2022 ein Referat „Kultur und Nachhaltigkeit“ eingerichtet.
Vortragsunterlagen Prof. Simon:
Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/rathgen-forschungslabor/home/