Die Krise bedingt das Notwendige

Mit der Corona Pandemie ist bei mir ein Gefühl entstanden, dass ich von nun an in Krisenzeiten lebe. Ich habe auch das Gefühl, dass sich das so schnell nicht wieder ändern wird. Mit Blick auf zukünftige Jahrzehnte übe ich mich darin, mich auf anhaltende Herausforderungen einzustellen und „Krise“ als Dauerzustand anzunehmen.

Die Krise

Es ist November 2022. Ich sitze mit einer Tasse Tee und einem Stück Kuchen in einem Café und frage mich, inwiefern sich unsere Gesellschaft in einer Krise befindet. Krise, was heißt das eigentlich? Der Begriff taucht in jüngster Zeit an allen Ecken auf und vielleicht ist allein das schon der Beleg dafür, dass wir uns in einer Krisenzeit befinden: Wir spüren es.

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Seit Jahrhunderten hat sich die Menschheit an einem Fortschritt hin zu mehr Wohlstand und Luxus orientiert. Zu glauben, dass wir an dieser Entwicklung festhalten können, lässt uns vielleicht in 300 Jahren mit einem aus der Kryostase aufgetauten Elon Musk den Mars besiedeln, aber die ökologische Krise auf der Erde nicht verhindern. Zu glauben, dass wir auf globaler Ebene das Narrativ von grenzenlosem Wachstum, Wohlstand und Konkurrenz, in eine neu erzählte Geschichte von Genügsamkeit (Suffizienz) und Kooperation umwandeln können, ohne dabei durch Krisen gehen zu müssen, ist unrealistisch.

Eine Frage, die sich mir in Hinblick auf Narrative immer wieder stellt: Welche Geschichte wird dir von der Welt erzählt und welche Geschichte erzählst du selbst?

Die Krise bedingt eine Notwendigkeit. Eine Situation, in welcher sich eine Not derart zuspitzt, sodass eine Wendung, beziehungsweise ein Wandel unabdingbar ist, wenn eine Katastrophe verhindert werden soll. Diese Wendung beinhaltet die Trennung von dem „weiter-wie-bisher“. Denn das bedeutet der Begriff der Krise in seiner Wortherkunft: Eine entscheidende Wendung, in welcher eine Trennung stattfindet.

Trennungen sind Teil unser aller Leben. Sie lassen uns spüren, dass wir wertvolle Verbindungen eingegangen sind, wenn sie wegbrechen. Sie demonstrieren die unausweichliche Erkenntnis, dass das Leben vergänglich ist. Und nicht nur das Leben, sondern auch all die von Menschen entwickelten Ideen und aufgebauten Systeme. Trennungen sind gerade dann schmerzhaft und besonders herausfordernd, wenn etwas verschwindet, was uns für das eigene Leben Orientierung und Halt gegeben hat. Sich im Leben neu zu orientieren, beinhaltet genau den Krisenmoment, welcher oben anhand von Antonio Gramsci beschrieben wurde: Etwas Altes stirbt und das Neue kann noch nicht geboren werden – es ist diese Orientierungslosigkeit, die eine Krise ausmacht.

Die Not

Eine Notsituation ist erst dann eine Notsituation, wenn wir sie wahrnehmen. Deswegen konnte die Gesellschaft so schnell und umfangreich auf die Corona-Pandemie reagieren. Menschen aus dem persönlichen Umkreis, die erkrankten, haben uns die Not direkt spüren lassen. Ich möchte an dieser Stelle allerdings ein größeres, übergeordnetes Bild der Not skizzieren, in welcher wir uns befinden. Ein Bild welches unsere Aufmerksamkeit nicht durch plötzliche Einschnitte erlangt. Es ist das eingangs erwähnte Bild des schleichenden Prozesses der Vernichtung unserer eigenen Lebensgrundlage: das Artensterben. 

In der Erdgeschichte gab es fünf große Massensterben, bei welchen aufgrund drastischer Veränderungen der Lebensbedingungen, 70 bis 90 Prozent der Arten ausgelöscht wurden. Aktuell befinden wir uns inmitten des sechsten großen Massensterbens – oder inmitten des ersten „Vernichtungs-Events“, denn dieses Mal ist die Menschheit für das Artensterben verantwortlich.

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Das Problem im Hier und Jetzt ist, dass wenn wir die Gefahr des Artensterbens, erst dann auf kollektiver Ebene erkennen, wenn wir sie direkt am eigenen Leib spüren, es zu spät ist, um eine Wende einzuleiten. Das Rad der Zeit natürlicher Ökosysteme ist ungemein größer und dreht sich um ein Vielfaches langsamer, als wir es von unserem beschleunigten Alltag der Gesellschaft gewohnt sind. Der Verlust unserer Lebensgrundlage vollzieht sich schleichend. Und diese Erkenntnis bringt uns zu dem, was es braucht eine Katastrophe – in diesem Fall das Aussterben unserer Art, das Aussterben des Menschen – abzuwenden: das Notwendige.

Die Notwendigkeit

Wie soll eine weltumspannende Krise bewältigt werden, wenn es keinen weltumspannenden Ansatz für eine Wende gibt?

Für das Notwendige muss zunächst einmal, wie oben beschrieben, die Not erkannt werden. Das, was die Umweltbewegungen des 20. Jahrhunderts vorbereitet haben und jetzt von NGOs, Initiativen, Aktivist:innen und Forscher:innen, Klimaschutzbündnissen und Klimaschutzministerien fortgeführt wird, benötigt das Verständnis der großen Mehrheit der Gesellschaft: Es braucht einen Wandel in unserer Lebensweise, um unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Eine Lebensweise mit welcher wir die Vielfalt und die Resilienz von Ökosystemen fördern. Im Gegensatz zu einer Lebensweise, bei welcher wir die Ressourcen von Ökosystemen für unseren individuellen Wohlstand nutzen.

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Die Chance

In Krisenzeiten halten Menschen zusammen. Differenzen, die für Streitigkeiten verantwortlich waren, werden unwichtig, wenn auf einmal viel mehr auf dem Spiel steht. Dadurch wächst die Solidarität, auf welche wir alle angewiesen sind: Bin ich in einer Lebenskrise, kann ich mich auf die Unterstützung meiner persönlichen Beziehungen und auf gesellschaftliche Institutionen verlassen. Im Umkehrschluss braucht die Gesellschaft in Krisenzeiten den Einsatz möglichst vieler Einzelpersonen, damit die eben beschriebene Solidargemeinschaft nicht zerbricht, sondern fortbestehen kann.

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