Energieeffizienz im Konsumtempel
Ist ein Shoppingcenter das geeignete Umfeld, um den Verbraucher beim Thema Energieeffizienz zu erreichen?
Im Rahmen der Woche „Berlin spart Energie“ fand der Steglitz-Zehlendorf – Energie- und Klimaschutztag in einem Zentrum der Steglitzer Einkaufswelt statt. Das Centermanagement des Boulevards Berlin hat es uns ermöglicht, in ihrem Gebäude in der Schloßstraße auf dieses Anliegen hinzuweisen. Aktionstag Poster
Von 12 Uhr bis 18 Uhr hat es dort ein breites Angebot an Ausstellungen, Beratungen und Vorträgen von Akteuren aus dem Bezirk gegeben:
- Stände, Informationstafeln und Anschauungsobjekte informierten zu zahlreichen Möglichkeiten des Energiesparens – beim Bauen und Sanieren, beim Heizen und beim Stromverbrauch.
- Qualifizierte Energieberater/innen boten eine Erstberatung an und beantworteten Fragen zu mitgebrachten Energieabrechnungen.
- Zu einzelnen Themen wurden außerdem Kurzvorträge angeboten, die weiter unten mit den entsprechenden Unterlagen zu finden sind.
Vor dem angekündigten Rundgang informierte sich der Stadtrat für Soziales und Stadtentwicklung Herr Mückisch über das Wirken des Aktionskreis Energie e.V. im Bezirk. Jürgen Pöschk, der Initiator von “Berlin spart Energie” verschaffte sich einen persönlichen Eindruck vom SZ – Energie- und Klimaschutztag. Dagmar Birkelbach von der „Koordinationsstelle Klimaschutz und Nachhaltigkeit des Bezirksamtes“ hatte die Organisation des Aktionstages unterstützt.
Ausstellung
Schon mit zwei Wochen Vorlauf wurde die Ausstellung “Denkmal energetisch” im Erdgeschoss in Szene gesetzt.
„DenkMal energetisch“ befasst sich mit der energetischen Sanierung denkmalgeschützter und historischer Bauten. Im Hinblick auf den Klimawandel wird energieeffizientes Handeln auch bei der Sanierung von Altbauten immer dringender. Um den historischen Wert zu erhalten ist vor allem eine sensible und durchdachte Vorgehensweise wichtig. Die Ausstellung zeigt die Wege auf, das richtige Maß der Sanierung zu ermitteln und gibt anhand von Informationen zu Maßnahmen und Beispielprojekten einen Überblick über die Bandbreite der Möglichkeiten einer klimagerechten Sanierung.
Monika Remann von der Agentur für nachhaltiges Bauen gibt während des Rundgangs einen lebendigen Überblick über die gelungenen Beispiele energetischer Sanierung im Baudenkmal.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Sanierung und Ertüchtigung von Fenstern, vor allem des Berliner Kastendoppelfensters. Dieses Ausstellungsobjekt zeigt anschaulich, wie ein altes Berliner Kastenfenster energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden kann. Auf unserer Website gibt es weitere Informationen zur Runderneuerung von Kastenfenstern.
Beratung
Anschließend geht es in den Ausstellerbereich mit den Informations- und Beratungsangeboten zu verschiedenen Möglichkeiten Energie einzusparen.
Hugo Starken, der Geschäftsführer der KEBAB gGmbH erläutert das Quabprogramm. Günther Gdanietz von der Berliner Lichtwerkstatt präsentiert eine Auswahl von Beleuchtungsmitteln mit angeschlossenen Stromzählern. Damit ist ein überzeugender Vergleich von Lichtqualität und Lampeneffizienz unmittelbar erfahrbar.
Dipl.-Ing. Georg Rodriguez von M.U.T.Z. demonstriert die Darstellung von Wärmestrahlung mittels Thermografie .
Eigentlich ist die Gebäude-Thermografie ein geeignetes Messinstrument, um Wärmeverluste in der Gebäudehülle sichtbar zu machen. Durch das bildgebende Verfahren entsteht eine sehr anschauliche Darstellung der baulichen Situation, die auch für Laien verständlich ist und für Fachleute eine eindeutige Bewertungsgrundlage bildet.
Zur Bewertung von Bestandsgebäude wird die Thermografie im Vorfeld von Sanierungsmaßnahmen eingesetzt, um die Sanierungsdringlichkeit festzustellen. Es kann ein belastbarer Maßnahmenfahrplan mit aufeinander abgestimmten Schritten zum Effizienzhaus festgelegt werden.
Nach Fertigstellung der Sanierung garantiert die Thermografie die sichere Bauabnahme. So können Fehler bei der Ausführung der Wärmedämmung und des Fenstereinbaus aufgedeckt werden. Damit ist die Thermografie ein Instrument zur Qualitätssicherung im Bauablauf mit Kontrolle der Ausführung der Gebäudehülle und der Wärmebrückenfreiheit.
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dubrow von Econpass erläutert die Vorteile der Wärmedämmung und verweist dabei gerne auf die KEA Studie, um Gegenargumente zu entkräften. Seine auf Erfahrung beruhenden Ausführungen sind jedoch eindrücklicher als 67 Seiten in einer wissenschaftlichen Studie zu lesen.
Sein Beratungsangebot umfasst zudem noch:
- Solarstromanlagen zum Eigenverbrauch für mehr Autarkie (siehe auch den entsprechenden Vortrag beim AkE), weitere Informationen dazu finden Sie auch bei der HTW-Berlin. Herr Dubrow errechnet für Kunden individuell die erforderliche PV- und Speicherleistung, um einen gewünschten Autarkiegrad zu erreichen.
- Haussanierung mit BAFA Sanierungsfahrplan, so können Sie sich Zuschüsse sichern
- Energieausweise für Wohngebäude und Gewerbe
- Energiesparberatung für Haushalte und Eigenheime mit praktischen Tipps zur Umsetzung
Herr Dipl.-Ing. Dubrow und Frau Dr. Siegert sind auch als Energieberater der Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg tätig und unterstützen den Aktionskreis Energie.
Das Angebot der Verbraucherzentrale ist fast schon unglaublich. Dank einer Förderung vom Bundeswirtschaftsministerium kommt ein hochqualifizierter Experte zu Ihnen nach Hause und macht einen Energiecheck. Die geringe Eigenbeteiligung kann als symbolischer Obulus betrachtet werden.
Vortrag
Im 2. OG waren Beamer und Leinwand aufgebaut. Dipl.-Ing. Bernd Steinhoff und Dipl.-Ing. Michael Podlesny erwarten zahlreiche Besucher zur Vortragsreihe. An erster Stelle auf der Vortragsliste steht die Energieeffizienz im Gewerbe.
Der Aktionskreis Energie e.V. hat in seinem Mitgliederkreis mehrere Experten zum Themenbereich Energieaudit nach DIN 16247 und für die BAFA geförderte “Energieberatung Mittelstand”.
Dr. Christian Wilke vom Umwelt- und Naturschutzamt Steglitz-Zehlendorf erläutert anschließend das Klimaschutzkonzept des Bezirkes Steglitz-Zehlendorf und hebt dabei die besondere Rolle des Aktionskreis Energie als Kooperationspartner bei der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen hervor. 500.000 t CO2 sollen bis 2020 im Bezirk eingespart werden.
Vortragsunterlagen ganz unten auf der Seite.
Der Architekt Roland Duda von O&O Baukunst vermittelte in seinem Werkbericht zur Entstehung des Boulevards den Schaffensprozess von der brachialen Waschbetonarchitektur im Kaufhausbau der 70 er Jahre zur geschwungenen Anmutung der Boulevard Terrassen.
Die Architektin Anja Beecken bringt Ihre Erfahrungen in das Themenfeld des AkE ein und referiert über den “Sinn einer Energieberatung“.
Beglückend ist der Job, wenn man mit seinem Erfahrungshintergrund manchmal haarsträubende Mißstände offenlegen kann, wo die Einsparungen um ein vielfaches höher sind, als die Kosten für die Beseitigung.
Solche Erfolgserlebnisse gibt es nicht immer aber eine Beratung liefert auch realistische Einschätzungen:
Vortragsunterlagen ganz unten auf der Seite.
Dipl.-Ing. Bernd Steinhoff zeigt wie Energieausweise in Wohnungsanzeigen ausgewertet werden können.
Im Anschluss rechnet er überzeugende Beispiele vor, wie „Energieeffiziente Haushaltsgeräte“ nicht nur Geld sparen sondern auch noch eine erstaunliche Rendite erwirtschaften.
Dr. Diana Siegert präsentiert für die Verbraucherzentrale Berlin schnelle Energiespartipps für Mieter.
Effiziente Energieanwendung im Haushalt, sind wie kleine Achtsamkeitsübungen. Es beginnt schon in der Früh beim Zähneputzen, für das Benetzen der Zahnbürste braucht der Mischhebel nicht in der Mitte stehen. Symmetrisch sieht vielleicht ordentlicher aus aber wenn der Durchlauferhitzer mit 22 kW jedes Mal anspringt, um einen Liter Wasser zu erhitzen, der dann sowieso nur in der Leitung wieder abkühlt, dann ist das einfach nur sinnlos. Das ist vielen nicht bewußt.
Energieberatung trägt also zur Bewußtseinserweiterung bei.
Vortragsunterlagen ganz unten auf der Seite.
Frau Dr. Siegert engagiert sich umfassend für die Themengebiete Bauen, Sanieren und Energiesparen und pflegt, dokumentiert und teilt Ihre „Erkenntnisse und Erfahrungen“.
Die Architektin Florentine Raspé vom Steglitz-Zehlendorfer Haus-, Wohnungs-und Grundeigentümerverein von 2006 e.V. empfiehlt die „Dämmung der obersten Geschossdecke“.
Nach § 10 Absatz 3 der Energieeinsparverordnung 2009 “… müssen [Eigentümer] dafür sorgen, dass bisher ungedämmte, nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räume so gedämmt sind, dass der Wärmedurchgangskoeffizient der Geschossdecke 0,24 Watt/(m²⋅K) nicht überschreitet.”
Frau Raspé liefert differenzierte Betrachtungen zum nach wie vor umstrittenen Thema.
Vortragsunterlagen ganz unten auf der Seite.
Wenn Sie an weiteren Themen zur Energieeffizienz interessiert sind, schauen Sie doch beim Aktionskreis-Energie.de vorbei. Im aktuellen Programm und im Archiv ist einiges geboten.
Der Aktionskreis Energie e.V. bedankt sich
- beim Centermanagement des Boulevard Berlin für die Möglichkeit unser Anliegen in diesem außergewöhnlichen Ambiente an die Verbraucher heranzutragen,
- bei der Organisation von „Berlin spart Energie“ für die Unterstützung mit Werbung und Material,
- bei den Ausstellern und Referenten, die sich dieser Herausforderung gestellt haben,
- beim Bezirksamt Zehlendorf für die finanzielle Unterstützung bei Marketing, Logistik und Transport.
Der Aktionskreis Energie e.V. bedankt sich ganz herzlich bei Monika Remann, die in ihrem ehrenamtlichen Engagement ungeahnte Herausforderungen in Organisation und Koordination bewältigt und durch ihren professionellen Einsatz wesentlich zur erfolgreichen Durchführung dieser Veranstaltung beigetragen hat.
Dafür unser Dank und die Blumen.
Blickfang und Anlass für wilde Spekulationen und wissenschaftliche Ausführungen war der CO2 Ballon. Er hat das ungefähre Volumen von 30 kg CO2. Für soviel des klimaschädlichen Gases ist durchschnittlich jede/r deutsche Bundesbürger/in verantwortlich – durch Heizung, Stromverbrauch und Teilnahme am Verkehr. Um den Klimawandel zu stoppen, muss diese Menge auf ein Sechstel reduziert werden. Es gibt also viel zu tun!
Vortragsunterlagen